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Zlatan Ibrahimovic: Alter Schwede! Eine Ode an einen großen Spieler

Zlatan Ibrahimovic: Alter Schwede! Eine Ode an einen großen Spieler

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Zlatan Ibrahimovic: Alter Schwede! Eine Ode an einen großen Spieler

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In seinen „Zeitlupen“ spürt Lucas Vogelsang alle zwei Wochen dem Fußball nach, den großen Momenten und unvergessenen Szenen. Diesmal mit einer Ode an Zlatan Ibrahimovic, acht Jahre nach dessen Fallrückzieher gegen England. Eine Kostprobe.

Die Nachspielzeit hat gerade begonnen, die Uhr zeigt 90 Minuten und 37 Sekunden, als die Schweden einen langen Ball aus der eigenen Hälfte schlagen, um sich noch einmal Luft zu verschaffen. Sie führen mit 3:2 gegen England, sie wollen diesen Vorsprung jetzt, so sagt man schließlich, über die Zeit bringen. Es ist eine Befreiung, mehr nicht. Eine eigentlich alltägliche Szene. Doch sie leitet das Staunen ein. Weil ganz vorne noch einer lauert, der auch in diesem Spiel nur seinen eigenen Gesetzen folgt, den Laufwegen des Einzelsportlers, der sich lässig zwischen den Gegnern bewegt, dort immer am Rande der Arroganz. Zlatan Ibrahimovic hat bis hierhin alle drei Treffer der Schweden erzielt. Jetzt, respektvoll eskortiert von zwei Verteidigern in weißen Trikots, folgt er der Flugkurve des Balles, der kurz vor dem Strafraum der Engländer landet, dort wieder aufspringt.

Auch das im Grunde eine alltägliche Szene.

Dann aber muss Ibrahimovic den eigenen Spurt stoppen, abrupt abbremsen, vielleicht selbst überrascht. Unmittelbar vor ihm ein rotes Trikot. Joe Hart, ein noch junger Vertreter der alten britischen Torwartschule, die seit Jahrzehnten auch den Slapstick als Stilmittel lehrt, ist aus seinem Strafraum geeilt, um den Ball mit dem Kopf zu klären, unterwürfig und übermütig zugleich. Es ist eine Zirkusnummer. Und Hart der Clown, der dem Artisten die Bühne bereitet. Denn Ibrahimovic, der 1,95 Meter misst und dabei zu gleichen Teilen aus Technik und Instinkt besteht, dreht sich sofort, macht ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung und nimmt den Ball aus der Luft. Ein Fallrückzieher, geboren aus der gnadenlosen Überzeugung, einem Gottvertrauen in das eigene Können. Und während Hart noch zurück in den Strafraum trottet, ein Verirrter im Dickicht seines Unvermögens, in schlaffen Gliedern Gewissheit, begleitet vom Raunen der Menge, findet auch dieser Schuss seinen Weg hinter die Linie.

Ibrahimovic hat dem Ganzen, aber vor allem sich selbst, die Krone aufgesetzt.

Dann ist das Spiel vorbei.

Der Fuß Gottes, schreibt die FAZ am nächsten Tag.

Später wird dieser Treffer zum Tor des Jahres gewählt.

© Oliver Vonberg

Zeitlupe
Lucas Vogelsang ist Autor und Podcaster. Die ZEITLUPEN gibt es alle vierzehn Tage donnerstags als Newsletter, den man hier und auf FussballMML.de abonnieren kann. Im April 2021 erscheint das Buch „ZEITLUPEN. Denn der Fußball schreibt die besten Geschichten“ mit mehreren bisher unveröffentlichten Texten im Tropen Verlag. HANDS OF GOD begleiten die Texte mit ihren Illustrationen. Für alle, denen ein Legendenposter nicht reicht, gibt es den „Zlatanized“ Print im Shop: shop.handsofgod.football

Ein Moment für die Ewigkeit, er ist jetzt acht Jahre her. Und Zlatan Ibrahimovic ist immer noch da, er spielt jetzt wieder beim AC Mailand. In der Serie A, seinem eigentlichen Zuhause. Dort hat er an den ersten sieben Spieltagen bereits acht Treffer erzielt. Seit Monaten schon pflügt er durch Italiens Strafräume, eine Maschine, frisch geölt, die keinen Rost zu kennen scheint, keinen Verschleiß. Ein Organismus zudem, der sich selbst von der Pandemie nicht aufhalten ließ. Denn zwischendurch hatte sich auch Ibrahimovic mit Corona infiziert, was er aus Sicht des Virus allerdings mindestens leichtsinnig fand.

Covid, erklärte er nach seiner Genesung, hatte den Mut, mich herauszufordern, schlechte Idee.

Hinterher allerdings warnte er davor, die Erkrankung zu verharmlosen. Weil man von ihm als Zlatan doch bitte nicht auf den Menschen an sich schließen könne.

Ich habe das Virus besiegt, sagte er da, aber du bist kein Zlatan.

Zlatan Ibrahimovic: Traumtore, mit der Hacke über dem Kopf

Zum Comeback traf er dann gleich wieder doppelt. Gegen Inter, den ewigen Stadtrivalen. So entschied er das Derby, die nächste Demonstration. Milan ist auch dank ihm wieder Tabellenführer. Weil er diese Mannschaft, zuletzt in der Mittelmäßigkeit gestrandet, mit jeder Körpertäuschung besser macht. Allein seine Anwesenheit ein Statement.

Ibrahimovic, der nicht nur den windigsten Berater der Branche beschäftigt, sondern auch einen schwarzen Gürtel in Taekwondo besitzt, hat schon immer die unfassbaren Tore gemacht. Diese Zeitlupendinger, die man sich immer wieder anschauen muss. Diese Traumtore, mit der Hacke über dem Kopf, das Bein um den Gegner herum, ein Schlangenmensch zwischen traurigen Holzpuppen. Bewegungen, die so exotisch waren, dass man ihnen Tiernamen geben musste.

Skorpion-Kick, der Flügel einer Taube. 

© HANDS OF GOD

Jetzt aber, mit 39 Jahren, ist er vielleicht so gut wie nie zuvor. Als Stürmer, der ohnehin keine Vergleiche scheut, der erst Rekorde liefert und hinterher noch die Zitate dazu. Und als Gesamtpaket, um das er selbst immer neue Schleifen bindet.

Zlatan macht schon wieder Zlatan-Sachen, so untertitelte DAZN vor einigen Wochen die Zusammenfassung des Spiels gegen Udinese Calcio. Und nannte Ibrahimovic einen König, unnachahmlich im Strafraum. Er hatte auch in diesem Spiel getroffen, natürlich per Fallrückzieher. Das verlernt er nicht mehr.

Ich verneige mich ehrfürchtig, sagte der Kommentator danach, vor dem unbescheidensten Spieler der Welt. Er sagt, er sei der Fußballgott. Und er ist es.

Eine Huldigung, sie war keineswegs übertrieben.

Weshalb ein Text über ihn, jetzt im Herbst 2020, auch nichts anderes sein kann als eine Ode, eine Liebeserklärung an des Spätwerk eines Künstlers, der noch immer in der Lage ist, mit den Füßen Gemälde in die Luft zu malen.

Eine immer noch große Geschichte.

Obwohl diese, gerade mal zweieinhalb Jahre ist das jetzt her, eigentlich auserzählt schien. Er dem Spitzenfußball im Grunde abhandengekommen war. Am Ende, nachdem er Manchester United in Richtung Hollywood verlassen und einen Vertrag bei LA Galaxy unterschrieben hatte.

Dear Los Angeles. You’re welcome.

Er war auf dem Altenteil gelandet. In der MLS, jenem Gnadenort, an dem sich fußlahme Fußballer den Lebensabend vergolden lassen. Eine Endstation. Ibrahimovic aber, Lok auf zwei Beinen, hatte noch was vor.

Zur Begrüßung, seinem Start in Los Angeles, veröffentlichte er eine Anzeige in der LA Times. Zwei ansonsten weiße Seiten, auf der einen seine Unterschrift, unten links. Auf der anderen nur fünf Wörter. Dear Los Angeles. You’re welcome. Es war eine Ansprache, die selbst für amerikanische Straßenverhältnisse großspurig klang. Eine Ankunft, wenn so will, mit qualmenden Reifen. Es war aber auch das vollmundige Versprechen an eine Stadt, die ihn nicht kannte, aber schon bald kennenlernen sollte. Er hätte sich durchaus daran verschlucken können.

Ibrahimovic aber, das muss man wissen, hält den eigenen Prognosen stand. Seit jeher. Das gehört zu seinem Auftritt, er lässt sich gerne an sich selbst messen, seine Worte an seinen Taten. Und umgekehrt. Er braucht das. Diesen Druck, den er zuvor aufgebaut hat. Ibrahimovic bestellt Ergebnisse, um dann zu liefern. Und er trifft, so war das auf jeder seiner Stationen bislang, gleich im ersten Spiel. Die schwedische Eröffnung, um allen Bauern zu zeigen, wer der König ist. In Los Angeles, erster Auftritt für Galaxy, war das nicht anders. Nur diesmal, dem Rahmen entsprechend, noch einmal spektakulärer. 

Ein Märchen, das selbst Hollywood zu kitschig gewesen wäre

Am 31. März 2018, nur acht Tage nach seiner doppelseitigen Ankündigung, wurde Ibrahimovic im Stadtderby gegen den LAFC in der 71. Minute eingewechselt. Seine Mannschaft lag zu diesem Zeitpunkt mit 1:3 in Rückstand. Er sollte, das war sein Auftrag, diesem Spiel eine neue Richtung geben. Sechs Minuten später, nachdem Galaxy bereits der Anschlusstreffer gelungen war, tat er dies auf seine ganz eigene Weise, da machte er wieder eine dieser Zlatan-Sachen, diesmal kurz hinter der Mittellinie. Weil Ibrahimovic gesehen hatte, dass sich der gegnerische Keeper einen Schritt zu weit vorgewagt hatte, nahm er einen im Grunde harmlosen Ball direkt aus der Luft, mit vollem Spann und vollem Risiko, und jagte ihn aus 36 Metern zum Ausgleich ins Tor. Dann zappelte das Netz, dann bebte das Stadion, verwackelte Handyvideos als Zeugnisse dieses Moments. Und natürlich erzielte Ibrahimovic wenig später auch den Siegtreffer. Per Kopf in der Nachspielzeit. Es war ein Einstand, der einem Drehbuch folgte, das abseits des Platzes, in den Studios am anderen Ende der Stadt, im Papierkorb gelandet, ein Märchen, das selbst Hollywood zu kitschig gewesen wäre.

You can not write this, schrie ein amerikanischer Kommentator. You’ve just been Zlatan’d, ein anderer.

Die Amerikaner, Popcorn und Glory, lieben solche Geschichten. Im Sport sowieso.

Weshalb Ibrahimovic bald auch ein gern gesehener Gast in den Late Night Shows des Landes war, diesen Spieleabenden der Industrie, mit Musik unterlegt. So saß er bei James Corden, auf einem der Sessel, neben ihm die Schauspielerin Rosamunde Pike, um auch seine anderen Talente unter Beweis zu stellen. Can Zlatan? So hieß die Rubrik. Und Zlatan konnte.

Drei Kardashians nennen. Ein Gurkenglas mit bloßen Händen öffnen. Den Floss tanzen.  Seinen eigenen Namen aussprechen, mit einem Mund voller Marshmallows. Auch das eine Demonstration. Weil Ibrahimovic den Zuschauern gezeigt hatte, wie ernst ihm Spaß sein kann. Dabei lächelte er, eine raumgreifende Regung.

An einem anderen Abend dann saß er bei Jimmy Kimmel und erklärte dem sehr schnell sehr ausgelassenen Publikum, dass er es war, der Schweden überhaupt erst auf die Landkarte gebracht hat. Und schließlich auch, dass sein erstes Tor im Trikot von Galaxy wirklich etwas Besonderes war. Für Los Angeles. Die Leute lachten, Jimmy Kimmel lachte auch. Und war sich doch zu keiner Zeit sicher, ob dieser Fußballer aus Europa das jetzt alles wirklich so meinte, wie er es sagte. Denn wie er dort saß, als lässige Provokation im Tuxedo, hätte Ibrahimovic auch eine Figur sein können, eine Verkleidung, erdacht von Sascha Baron Cohen. Eine Mischung, so beschrieb es der Sportjournalist Hans von Brockhausen später in seinem Podcast, aus Borat und Chuck Norris. Ein Skorpion-Kick ins Zwerchfell.

© HANDS OF GOD

Ein Tor, der genau weiß, wo das Tor steht. Das Video haben sich bis heute 17 Millionen Menschen angeschaut. Zlatan Ibrahimovic hatte Hollywood im Sturm genommen.

Dann verließ er die USA wieder. Ich kam, ich sah, ich eroberte, schrieb er auf Twitter. Liebes Los Angeles, gern geschehen.

So stieg er ins Flugzeug und landete wenig später in Mailand. Ein Rückkehrer, in San Siro als Heiland empfangen.

Zlatan Ibrahimovic hatte in 58 Einsätzen für LA Galaxy 53 Mal getroffen, er hätte es dabei belassen können. Es wäre ein würdiger Abschied gewesen. Doch Ibrahimovic folgt auch hier seinen eigenen Gesetzen, der besonderen Arithmetik des Egozentrikers, der sich selbst in Toren aufwiegt und deshalb keine Altersmilde kennt. Er hat so viel gewonnen, dass er es noch immer allen beweisen muss. Er will, das ist in Mailand jede Woche spürbar, noch immer der Beste sein. Auf dem Platz. Und, noch wichtiger vielleicht, in der Wahrnehmung des Publikums. Diesen Anspruch hat er mitgebracht aus den USA. Er hat da noch Rechnungen offen, und die Zahlen im Gepäck.

Zlatan Ibrahimovic hat im Oktober 2018, im Spiel gegen Toronto, seinen 500. Pflichtspieltreffer erzielt. Ein Meilenstein, sein Mitbringsel aus der MLS. Es war, wieder einmal, kein gewöhnliches Tor, nicht einfach nur ein Ball, den er über die Linie gedrückt hatte, mit etwas Glück vielleicht. Er hat dieses Tor mit der Hacke erzielt, in Schulterhöhe aus der Drehung heraus, eine weitere Figur aus dem Kampfsport, als wollte er den Ball auf die Bretter schicken. Ein Tritt mehr als ein Schuss. Und es war, wenn man so will, das Tor seines Lebens. Ein Best-Of-Treffer, ein Medley seiner größten Hits, Skorpione und Taubenflügel.

Nirgends Legende, überall Ikone

Es hat ihn auf eine andere Stufe gehoben. Dorthin, wo er, dem eigenen Selbstverständnis nach, ohnehin immer schon stand. Ganz oben, ein Gott im Olymp. Denn 500 Tore, diese Wahnsinnsmarke, haben bislang nur zwei andere noch aktive Fußballer erreicht. Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Ausnahmeerscheinungen, auch ihre Namen glänzen. Auch sie sind Solisten. Anders als Ibrahimovic aber haben sie die großen Titel geholt, die Champions League, die Europameisterschaft. Und sie sind, im Wechsel meist, Weltfußballer geworden. Goldene Bälle an den Füßen, beide Hände am Henkelpott. Sie haben dieses Spiel unter sich ausgemacht, während Ibrahimovic immer weitergezogen ist. Von Mailand nach Paris. Von Paris nach Los Angeles. In die Modestädte, dem Geld hinterher.

Das ist sein Makel, seit Jahren schon.

Zlatan Ibrahimovic, der in Holland, Italien, Frankreich und Spanien Meister geworden ist, hat keine Ära geprägt, keinen Verein über Jahre auf seinen Schultern getragen.

Und doch haben seine erneute Rückkehr nach Mailand, sein öffentlicher Umgang mit dem Virus, seine Interviews am Rande, die immer wieder punktgenaue Wucht seiner Zitate, noch einmal eine andere Wahrheit offenbart. Ibrahimovic, so viel Ode sei am Ende erlaubt, ist der kompletteste Spieler seiner Generation. Weil er, wie kaum ein anderer, das Spiel mit der Show verbunden und das Ergebnis mit dem Spektakel versöhnt hat. Bei ihm ging immer beides. Er ist da, im Scheinwerferlicht, irgendwann über sich selbst hinausgewachsen.

Ein Entertainer, der in seinen besten Momenten im Strafraum steht, sahnig und geil, als würde er im Bademantel am Flügel sitzen. So hat er durchaus Spuren hinterlassen, auf jeder seiner Stationen. Nirgends Legende, überall Ikone.

Und während Lionel Messi in Barcelona nicht mehr nur den Fußball für sich sprechen, dafür aber andere für sich laufen lässt. Und Cristiano Ronaldo noch immer vor allem aus Bauchmuskeln und Ehrgeiz besteht, selbst das Lächeln eingeölt, mischt Ibrahimovic seiner eigentlich unappetitlichen Arroganz bis heute die nötige Prise Selbstironie bei. Dieses Augenzwinkern einer Figur, die genau weiß, dass sie sich selbst erschaffen hat.

Das macht ihn, der sich so gerne mit Gott vergleicht, am Ende sogar angenehm menschlich.

Die Frage nach dem Größten aller Zeiten, sofern sie sich jetzt noch einmal stellen sollte, hat Zlatan Ibrahimovic ohnehin vor Jahren schon beantwortet.

Ich bin der Größte, sagt er da. Wie Ali.  Geht das überhaupt, zwei Größte?  Na gut, ich bin der Größte, hinter Ali.

Der Fußball, er war ihm, Schuhgröße 47, eben schon immer eine Nummer zu klein gewesen. 

Von Lucas Vogelsang

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