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Wenn die Teenagerin kocht und alle betrunken sind

Wenn die Teenagerin kocht und alle betrunken sind

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Wenn die Teenagerin kocht und alle betrunken sind

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Die Teenagerin muss für die Schule ein Hauptgericht und einen Nachtisch zubereiten und fotografieren. Als Christiane Tauzher wieder nach Hause kommt, ist diese Hausaufgabe völlig eskaliert.

Der Kochlehrer der Teenagerin verlangte mitten im Lockdown das Unglaubliche: „Meine lieben SchülerInnen! Kocht ein Essen (Hauptspeise, Nachspeise) und schickt mir bis Freitag ein Foto davon. Viel Spaß!“ 

Spaß? Wo dachte der gute Mann hin?

Die Teenagerin, die wir aus Gründen Wombi nennen,  klagte am Abgabetag über Kopfschmerzen, Überforderung, mentale Angeschlagenheit und Muskelkater – ich hatte sie drei Tage zuvor zu einer 200 Meter langen Laufrunde überredet/gezwungen.

Mehr von Christiane Tauzher
„Ich sage es jetzt zum allerallerletzten Mal! Storys aus dem fast perfekten Alltag einer Mutter“, von Christiane Tauzher, Goldegg Verlag, 14,95 Euro

„Ich kann nicht“, stöhnte sie. „Es ist mir alles zu viel.“ „Wenn ich koche, muss ich nachher aufräumen.“ Ich nickte – was sich ausschließlich auf das Aufräumen bezog. Die Wombi fühlte sich im Faulsein bestätigt, und ich war zu beschäftigt, um mit ihr in den Diskussionsring zu steigen. Dann kochst du eben nicht, dachte ich. 

Der Tag schritt voran, das große träge Kind machte keine Anstalten, den Kochlöffel zu schwingen, stattdessen bat sie mich, zu ihrer Großmutter ans andere Ende der Stadt zu fahren, um frisches Krautfleisch abzuholen, welches sie dem Kochlehrer als ihres verkaufen wollte.

C. Tauzher: Die Pubertäterin

Die Teenagerin soll zur Firmung. „Will ich nicht“, „brauch ich nicht“, „hab‘ schon eine Uhr“

28.10.2020

Dass meine Mutter, eine pensionierte Oberlehrerin, mit dieser Aufgabenfälschung einverstanden war, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. „Die Nonni findet das okay?“, fragte ich die Teenagerin. Sie bejahte.

Also fuhr ich los. Die Aussicht in den Genuss des Krautfleischs meiner Kindheit zu kommen, trieb mich an.

Meine Mutter übergab mir eine Tupper-Dose mit mindestens sechs Portionen. „Für mich hättest du so etwas nie gemacht“, stellte ich bei der Verabschiedung fest.

Verwundert sah sie mich an. „Meine Enkeltochter hat sich Krautfleisch gewünscht, und ich habe es ihr gekocht. Du kannst dir auch gerne etwas wünschen.“

Okay, sie wusste also nicht Bescheid, was die Wombi mit dem Krautfleisch vor hatte.

Es war wohl besser so.

Erst mal eine Stärkung

Zuhause entriss mir die Wombi die Dosen. Zuerst aß sie eine halb leer, dann musste sie sich hinlegen um zu verdauen und eine Stunde vor Ende der Einsendefrist drapierte sie recht lieblos eine Portion auf einem Teller und schoss ein Foto.

Krautfleisch mit Knödel
© Christiane Tauzher

Sie wollte eben die Küche verlassen, als ich mich nach der Nachspeise erkundigte, die auch zum Arbeitsauftrag des Kochlehrers gehörte. „Hat dir die Nonni keine Nachspeise mitgegeben?“ Böse Nonni. Nur Hauptspeise gekocht.

Kurz überlegte die Wombi, einen Fruchtzwerg auf einen Teller zu stürzen und ihn als Sorbet auszugeben, musste die Idee aber nach erfolglosem Durchstöbern des Kühlschranks wieder verwerfen. Kein falsches Sorbet.

„Ich mache ein ‚Mousse au Chocolat‘, beschloss sie. Das gehe schnell und sei einfach. Die Großmutter, die sich freute, dass sie Enkelin „so tüchtig“ war, schickte das Rezept per WhatsApp. Die Wombi legte los. Fünfzig Minuten waren noch übrig, bis die Zeit für die Aufgabe abgelaufen sein würde.

Was ist schon schön?

Ich spielte in der Zwischenzeit mit dem Bruder der Wombi ein Memory. Nach 45 Minuten war das Mousse fertig. Zwar noch etwas flüssig, aber das sah man auf dem Foto nicht. „Magst du zur Dekoration nicht ein paar Heidelbeeren dazu legen?“ Sie wollte nicht, also hübschte ich den Teller noch ein wenig auf. „Und das soll jetzt schön sein?“, fragte die Wombi.

Mousse au Chocolat, liebevoll mit drei Himbeeren garniert
© Christiane Tauzher

Ich ging wieder Memory spielen. Abends fuhr ich zum Einkaufen. Die Wombi erklärte sich gnädig dazu bereit, mit ihrem Bruder zu essen und ihn bettfertig zu machen.

Alle anderen Menschen hatten anscheinend auch beschlossen abends in den Supermarkt zu gehen. Der Einkauf dauerte ewig.

„Ei leig du moff id!“

Als ich vollbepackt zuhause ankam, tanzte der Olaf mit unseren beiden Kindern um den lodernden Feuerkorb auf der Terrasse. Aus einem Lautsprecher wummerte Discomusik. Sie nahmen mich gar nicht wahr. „Ei leig du moff id, moff id“, grölte der Sechsjährige. Gleich würde die Polizei bei uns vor der Tür stehen, weil ein Nachbar eine illegale Corona-Party gemeldet hatte.

Ich brachte mal die Einkäufe in die Küche. Auf dem Tisch standen noch die Reste des Abendessens. Schränke waren aufgerissen. Die Arbeitsflächen klebten. Abgegessene Schokoschirmchen-Stiele lagen auf dem Boden. Ich begann sauber zu machen.

Die Schüssel mit dem „Mousse au Chocolat“ war mehr als zur Hälfte geleert. Ich kostete und fand den Geschmack unangenehm intensiv, konnte ihn aber nicht einordnen. Noch einen Löffel. Es war sehr an der Grenze zu igitt. Nach dem vierten Bissen, wusste ich, was nicht stimmte. Die Biskotten, die das Gerüst der Schokocreme bildeten, waren in reinen Rum getränkt.

Von der Terrasse drangen plötzlich spitze Schreie, hysterisches Lachen und „Ich will auch! Ich will auch!“- Rufe an mein Ohr. Ich stürzte hinaus, und es bot sich mir das Bild einer Winterlandschaft. Terrasse, Hausmauer, meine Familie – alles sah aus wie frisch eingeschneit. Wäre da nicht die Wombi gewesen, die ihren Vater und ihren kleinen Bruder mit dem Feuerlöscher abspritzte. Weiße Fontänen kamen aus dem Schlauch. Die Wombi sah mit der roten Flasche aus wie ein wahnsinniger Ghostbuster. Der Olaf lachte, der Sechsjährige lachte, es war, als wären alle übergeschnappt.

Christiane Tauzher: Die Pubertäterin
Seit die Pubertät unsere Tochter, die Wombi, kurz nach ihrem 13. Geburtstag in ihre Gewalt bekommen hat, halten wir die Fenster geschlossen, damit die Nachbarn nicht die Polizei rufen. Die Pubertäterin ist laut und unberechenbar, wenn sie nicht gerade wie ein Wombat schläft oder isst – was sie zum Glück oft tut.Die Geschichten, die ich – Journalistin, 41, aus Wien, verheiratet mit Olaf, 46 – hier erzähle, handeln natürlich nicht von der Pubertäterin in meiner Familie. Nein. Sie entspringen meiner blühenden Fantasie oder stammen aus anderen Familien. Dort geht es nämlich arg zu – in den anderen Familien …

Oder betrunken …

Die Wombi war natürlich unschuldig, versicherte mir kichernd, sich genau an das Rezept gehalten zu haben. Dass man die Biskotten „in Milch mit einem Schuss Rum“ hätte tauchen sollen, fand sie „unlogisch“.

Der Kleine schlief im Stehen ein. Der Olaf vor den Nachrichten. Die Wombi in ihren Kleidern.

Ich aß den restlichen „Rum au Chocolat“ alleine in der Küche auf.

In nüchternem Zustand wäre ich bestimmt auf die Idee gekommen auch noch die Terrasse zu putzen. Und soweit wollte ich es nicht kommen lassen.

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