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Was denkt eigentlich … Ines Imdahl? › absatzwirtschaft
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In Köln führt Ines Imdahl gemeinsam mit ihrem Mann Jens Lönneker den Rheingold Salon für Strategieberatung und Marktforschung. Sie ist Expertin für die Gefühls- und Gedankenwelt von Konsumenten und sagt: „Menschen schöpfen in dieser Krise auch aus Werbung Hoffnung.“
Von Anja Sturm
Corona trifft die Branchen sehr
unterschiedlich. Wie hat sich das Jahr 2020 für den Rheingold Salon entwickelt?
INES IMDAHL: Beim ersten Lockdown im Frühjahr gab es auch
bei uns zunächst eine Schockstarre. Im Verlauf des Sommers aber hat sich unsere
Auftragslage wieder positiver entwickelt. Das einzig Gute an der Krise für uns
ist: Wir alle sind als Team noch deutlich stärker zusammengewachsen.
Mit welchen neuen Fragen sind die Kunden
2020 an Sie herangetreten?
Generell interessiert die Unternehmen, wie sich Verhalten und Einstellungen der Konsumenten durch die Krise verändert haben. Sehr interessant finde ich dabei ein Ergebnis, das wir in tiefenpsychologischen Konsumentenbefragungen für Kunden aus dem Mediabereich herausgefunden haben: Menschen schöpfen in dieser Krise auch aus Werbung Hoffnung.
Warum das denn?
Weil es für viele Menschen ein positives Signal ist, wenn
Marken auch in Krisenzeiten werben und kommunizieren. Unternehmen zeigen damit:
Wir glauben daran, dass es nach der Krise weitergeht. Das ist den Menschen
wichtig.
Corona pusht viele Trends. Was wird bleiben,
was wird wieder gehen?
Wir alle wissen nicht, was bleibt. Ich bin da sehr demütig,
und ich gehöre nicht zu den Menschen, die der Meinung sind, Corona führe uns
zurück zu mehr Bescheidenheit, mache aus Bücherlesen Kult und lasse die gesellschaftliche
Höflichkeit wieder steigen. Da ist seit Beginn der Krise viel Mumpitz
verbreitet worden.Wirklich überrascht hat mich in unseren tiefenpsychologischen
Befragungen hingegen, wie stark die Spaltung der Gesellschaft vorangeschritten
ist und wie viele Verschwörungstheoretiker es hierzulande gibt. Seit Beginn der
Krise hängen drei bis vier von 20 Interviewten einer Verschwörungstheorie an.
Und jetzt steht Weihnachten vor der Tür,
vermutlich mit harten Einschnitten für Wirtschaft und Gesellschaft. Wie sollten
Unternehmen kommunizieren?
Das wichtigste ist: Zuversicht geben. Das gilt für Politik
und Unternehmen gleichermaßen. Je weniger den Menschen eine positive
Perspektive aufgezeigt wird, desto weniger sind sie bereit, sich zu
disziplinieren. Für Werbung und Marketing bedeutet das: In der Eintönigkeit des
andauernden Verzichts kleine Highlights für die Menschen zu schaffen.
Inwiefern?
Die Corona-Krise führt dazu, dass die Tage nahezu gleich aussehen. Wir können uns auf nichts mehr freuen: Urlaub, Feiern, Freunde treffen, neue Erfahrungen sammeln. Nicht umsonst steigt die Zahl der Depressionen massiv an. Zentrale Aussage jeder Kommunikation muss jetzt sein: Gemeinsam Durchhalten in der dunklen Zeit. So gesehen war die Erzählung der Weihnachtsgeschichte vermutlich noch nie relevanter als 2020: Hoffnung und Glauben an eine helle Zeit nach der Dunkelheit.
Und wenn Sie persönlich einen Wunsch frei hätten?
Dann würde ich es mit meinem jüngsten Sohn halten, der sich
schon als Neunjähriger wünschte, selbst zaubern zu können.
Was würden Sie als erstes zaubern?
Corona weg natürlich.
Und sonst so?
Es nervt
mich, dass … Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft immer
noch auf sich aufmerksam machen und für Gleichberechtigung kämpfen müssen, und
dass alte weiße Männer jetzt schon davon genervt sind.
Ich freue
mich auf … die erste sorglose Reise in die Sonne nach der
Pandemie.
Die nächste Sau im Dorf heißt vermutlich … “Wirtschaft ist wichtiger als Klimaschutz”. Wir brauchen aber unbedingt beides – trotz der Corona-Krise.
Nicht mehr hören kann ich … “New Normal”. Wir sind unfassbar weit von einer Normalität entfernt und sollten uns lieber unserer Fragilität bewusst werden.
Das Interview erschien zuerst in der Dezember-Printausgabe der absatzwirtschaft.
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