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Ikea stellt gedruckten Katalog ein › absatzwirtschaft
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Nach 70 Jahren verzichtet der Möbelhändler Ikea künftig auf seinen gedruckten Katalog. Das in Schweden gegründete Unternehmen will seine Produkte stattdessen vor allem auf digitalen Wegen vorstellen. Hintergründe und Details zum Abschied eines über Jahrzehnte gesetzten Werbeträgers.
Von Henning Eberhardt
Ikea stellt nach 70 Jahren seinen Katalog ein. Die Entscheidung sei “eine Folge des veränderten Medienkonsums und Verbraucherverhaltens”, sagt Konrad Grüss. “Wir werden die vielen Menschen künftig über neue Wege erreichen, mit ihnen interagieren und sie mit unseren Einrichtungslösungen inspirieren”, teilte der Managing Director für den Bereich Inter Ikea Systems am Montag mit.
Für den Marketingexperten Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU passt der Schritt des schwedischen Möbelhauses gut in die Zeit. “Es ist ein geschickter Zug von Ikea, gerade jetzt das Aus für den Katalog anzukündigen. Denn aufgrund der Corona-Krise sind wir alle viel digitaler unterwegs als noch vor einem Jahr”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Social-Media-Kanäle von Facebook bis Instagram hätten dem Ikea-Katalog in den vergangenen Jahren ohnehin den Rang abgelaufen. Wirklich geschätzt werde er wohl nur noch von der älteren Generation, meint Fassnacht.
Ikea testet seit Jahren neue Formate und Verbreitungswege
In den vergangenen Jahren hat Ikea neue Formate und Verbreitungswege für die Inhalte des Katalogs getestet. Durch die Rückmeldungen der Kunden und aus den Ikea-Einzelhandelsmärkten habe sich laut des Möbelunternehmens gezeigt, “dass die Menschen die Umsetzung ihrer Wünsche und ihres Einrichtungsbedarfs zunehmend von zu Hause aus planen” – mit bestehenden, aber auch mit neuen Tools.
Tatsächlich ist Ikea eher spät dran mit seiner Entscheidung, den Katalog einzustellen. Der Versandhandelsriese Otto hatte bereits Ende 2018 zum letzten Mal den Otto-Katalog mit 656 Seiten voller Mode und Technik, Sportartikeln und Wohntextilien, Spielsachen und Accessoires an seine Kunden verschickt. Otto-Manager Marc Opelt sagte damals: “Unsere Kunden haben den Katalog selbst abgeschafft, weil sie ihn immer weniger nutzen und schon längst auf unsere digitalen Angebote zugreifen.”
Die letzten Kataloge der Otto-Konkurrenten Neckermann und
Quelle erschienen sogar schon 2009 und 2012. Doch waren es hier nicht der
Siegeszug des Internets, sondern die Pleite der Versandhäuser, die den
Katalogen ein Ende setzen.
Ikea steigert Online-Umsatz während Corona
Die Entscheidung, den Katalog nicht weiterzuführen, fiel
im Zuge der derzeit laufenden Transformation, durch die Ikea digitaler und
besser erreichbar werden soll. Während der bisherigen Phase der Corona-Pandemie
hat Ikea seinen Online-Umsatz bereits stark gesteigert – bei gleichzeitig
monatelang geschlossenen Einrichtungshäusern. Auf dem deutschen Markt kletterte
der Anteil des im Internet erzielten Umsatzes im Geschäftsjahr 2019/2020 (30.
August) von 9,4 auf 16,2 Prozent.
Cover-Sammlung: 70 Jahre Ikea-Katalog (Quelle: Ikea)
Weltweit ist der Onlinehandel bei Ikea im vergangenen Jahr um 45 Prozent gewachsen, die Webseite “Ikea.com” verzeichnete nach Angaben des Unternehmens mehr als vier Milliarden Besucher. Gleichzeitig hat Ikea den Bereich digitaler Services ausgebaut und neue Apps entwickelt.
Fünf Fakten über den Ikea-Katalog:
1951: Ikea-Gründer
Ingvar Kamprad höchstpersönlich stellte den ersten Ikea-Katalog zusammen. Das
Covermodell: der gepolsterte MK Schaukelstuhl in Braun. 285.000 Exemplare mit
je 68 Seiten wurden gedruckt und in Südschweden verteilt. In schwedischer
Sprache.
1998: Der erste Ikea-Katalog ist im Internet verfügbar – eine Sonderausgabe nur für Geschäfts- und Büroeinrichtung. Das ursprüngliche Ziel war, in diesem Jahr den gesamten Katalog online zu bringen, doch dieser Start musste aufgrund der Komplexität der IT-Systeme verschoben werden.
2000:
Gleichzeitiger Start einer Print- und einer digitalen Ausgabe des Ikea-Katalogs.
2001: Ikea
startet mit E-Commerce in Schweden und Dänemark.
2016: Im auflagenstärksten Jahr wurden 200 Millionen Exemplare des Katalogs in 69 verschiedenen Versionen und 32 Sprachen in über 50 Ländern vertrieben. Im umsatzstärksten Markt Deutschland waren im vergangenen Jahr noch 23 Millionen Kataloge unter die Konsumenten gebracht worden. Der aktuelle und wohl letzte Katalog hat nur noch eine Auflage von 8,5 Millionen Exemplaren.
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